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Innerstädtische Grenze
  
Die offizielle Begründung der DDR für den Bau der Mauer (von der politischen Führung auch "antifaschistischer Schutzwall" genannt) durch Berlin und um Berlin (West) herum ab dem 13. August 1961 lautet bis heute, im Sommer 1961 habe eine "imperialistische Aktion" der Bundesrepublik unmittelbar bevorgestanden. Diese Aggression habe man durch den Mauerbau verhindert.

Berlin ist jedoch nicht erst seit dem 13. August 1961 geteilt. Schon vorher war der Ostsektor der Stadt deutlich,z.B. mit Schildern wie "Sie betreten jetzt den demokratischen Sektor Berlins", gegenüber den Westsektoren markiert. Und an den äußeren Stadtgrenzen gab es Kontrollen, die jedoch nicht lückenlos waren. Die Berliner hatten praktisch in der ganzen Stadt ungehinderte Bewegungsfreiheit, und jeder DDR-Bürger kam ohne Schwierigkeiten nach West-Berlin.

Zu viele blieben dann im Westen, zeitweise mehr als 1000 Menschen am Tag. Diese Massenflucht, die ihre Höhepunkte in den Jahren 1953, 1956 und 1960/61 hatte, veranlaßte die DDR dazu, ihre Grenzen zu schließen.
Das Wort"Mauer" stammt übrigens vom damaligen SED-Vorsitzenden Walter Ulbricht.
Obwohl er noch im Juni 1961 ankündigte, West-Berlin zur Freien Stadt umzuwandeln und die Absicht eines Mauerbaus in einer internationalen Pressekonferenz strikt verneinte, errichteten zwei Monate später Bauarbeiter der DDR, unterstützt von Kampfgruppeneinheiten der Bezirke, die Mauer quer durch die Stadt und um die äußeren Grenzen West-Berlins herum. Der Flüchtlingsstrom wurde gedrosselt, aber nicht völlig abgewürgt. Obwohl inzwischen die ursprünglichen Stacheldrahtsperren durch Betonmauern, Drahtgitterzäune, Signaldrähte, Hundelaufanlagen, Beobachtungstürme und Hindernisse für Kraftfahrzeuge ergänzt wurden, gelingt es immer wieder Flüchtlingen, unter Einsatz ihres Lebens diese Grenze zu überwinden - oft mit einfallsreichen Tricks: so z.B. mit falschen Uniformen.

Die Mehrzahl der Flüchtlinge kommt aber nicht mehr über Mauer und Demarkationslinie, sondern auf dem Umweg über das östliche Ausland oder mit Fluchthelfern über die Transitstrecken. Seit dem 13. August 1961 haben 39.000 Menschen aus der DDR und aus Berlin (Ost) die Sperranlagen um West-Berlin überwunden; darunter befanden sich etwa 553 Angehörige bewaffneter Organe, meist Grenzsoldaten der DDR. Die weitaus meisten davon kamen 1961 und 1962, als die Grenzsperren noch nicht so perfekt waren. Nach Westdeutschland und über das Ausland entkamen in dieser Zeit weitere 150.000 DDR-Bürger, davon waren aber nur die wenigsten sogenannte"Sperrbrecher".
In den 23 Jahren seit Bestehen der Berliner Mauer kamen dort mindestens 73 Menschen ums Leben; 56 von ihnen sind von Grenzern der DDR erschossen worden, einige ertranken in den Grenzgewässern, andere starben beim Sprung aus Häusern. Mehr als hundert Menschen wurden durch Schüsse verletzt. Auf West-Berliner Gebiet gab es 20 verletzte Personen.

Die Länge der Demarkationslinie um West-Berlin beträgt 165,7 Kilometer, davon sind rund 46 Kilometer innerstädtische Sektorengrenze, also die Grenze zwischen Ostsektor und Westsektoren; die Grenze von Berlin (West) zur umliegenden DDR ist rund 120 Kilometer lang. Wegen der engen Platzverhältnisse in der Stadt kann diese Sperrgrenze der DDR nicht so tiefgestaffelt sein wie die Demarkationslinie zur Bundesrepublik, die mit einer kilometerbreiten Sperrzone und einem 500 Meter breiten Schutzstreifen vorgesichert ist.
Um Berlin (West) finden sich in der Regel folgende Grenzanlagen, von Westen aus gesehen: Zunächst eine Betonplattenwand, mindestens 3,50 Meter hoch und oben mit einem dicken Betonrohr (1) versehen, damit Seile mit Wurfhaken keinen Halt finden; oft steht an Stelle der Betonwand auch ein sehr engmaschiger Metallgitterzaun. Dann folgen ein beleuchteter Kontrollstreifen (2) (3), dahinter ein Graben oder in den Boden gerammte Eisenträger (4) (spanische Reiter), die den Durchbruch mit Fahrzeugen verhindern sollen. Hinter dem Kfz-Graben ist der Kolonnenweg (5) für die Grenzsoldaten, auf dem regelmäßig Patrouillen fahren. Dort stehen ferner Beobachtungstürme (6), Schutzbunker und Hundelaufanlagen (7); die Tiere, die an langen Drähten entlanglaufen können, sollen jeden Flüchtling verbellen. Den Anschluß zum Osten hin bildet ein Kontaktzaun (8), der bei Berührung Ton und Lichtsignale auslöst.
Weder die an der Grenze zu Westdeutschland montierten Selbstschußanlagen noch Minen wurden im Raum um Berlin festgestellt.
An einigen Stellen, so am Tiergarten, an einigen Kreuzberger Straßen und am Stadtrandgebiet im Süden Berlins, steht die Mauer nicht genau auf der Sektorengrenze, sondern etwas weiter zurück: Vor der Mauer liegt Ost-Berliner Gebiet, das von Westen aus eigentlich nicht betreten werden darf und vom Osten selten kontrolliert wird. Ost-Berliner Grenzer kamen aber schon unversehens durch eine Metalltür in der Mauer und nahmen "Grenzverletzer" fest. Das Betreten dieses Niemandslandes ist also gefährlich. Nicht die Mauer markiert die Grenze, sondern die davor angebrachten Schilder.
An den Grenzübergängen nach Ost-Berlin und zur DDR Heinrich-Heine-Straße, Bornholmer Straße, Chausseestraße, Invalidenstraße, Oberbaumbrücke, Sonnenallee, Friedrichstraße, Drewitz und Staaken - sind Slalomstrecken, Schlagbäume und ausfahrbare Betonsperren installiert, um vor allem Grenzdurchbrüche mit Fahrzeugen zu verhindern.
  
Quelle / Source:
  
Ost-Berlin
Eine Beschreibung
politischer und gesellschaftlicher Strukturen
Presse- und Informationsamt des Landes Berlin
1. Auflage, 1984
(Seiten / pages 25-27, West Berlin brochure from 1984)
  
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